EPSAS
Was ist EPSAS?
Die Abkürzung EPSAS steht für European Public Sector Accounting Standards. Dahinter steht die Idee, einheitliche doppische Rechnungslegungs-Standards für die Mitgliedsstaaten der EU zu entwickeln, um die Vergleichbarkeit zu erhöhen.
Damit sollen Transparenz geschaffen sowie die Steuerung der öffentlichen Aufgaben in der EU erleichtert werden. Dies ist die Grundlage für wirtschaftliches Verwaltungshandeln. Im Ergebnis können Steuergelder gespart und damit ein echter Mehrwert für Bürgerinnen und Bürger sowie die Politik erreicht werden. Dies dient uns allen heute sowie den künftigen Generationen und ist Ausdruck einer nachhaltigen Finanzpolitik.
Woher kommen die EPSAS?
Die derzeitige Diskussion um die Entwicklung einheitlicher europäischer Rechnungslegungs-Standards für den öffentlichen Bereich geht auf das Jahr 2011 zurück. Hintergrund war die europäische Staatsschulden- und Finanzkrise. Diese zeigte deutlich, dass das System der europäischen Finanzstatistiken verbessert werden muss.
Nur mit belastbaren Finanzdaten lassen sich Fehlentwicklungen frühzeitig erkennen und bewältigen. 2013 gelangte das Europäische Statistikamt Eurostat zu der Auffassung, dass innerhalb der EU harmonisierte und für den öffentlichen Sektor maßgeschneiderte Rechnungslegungs-Standards erforderlich sind. Der Begriff der EPSAS war geboren.
Warum sind EPSAS wichtig?
EPSAS basieren auf der Doppik, der doppelten Buchführung in Konten. Diese bildet die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage ab. In Deutschland ist das traditionelle Buchungssystem der staatlichen Verwaltung die Kameralistik, die nur die Einnahmen und Ausgaben erfasst. Die Kommunen haben schon weitgehend auf die Doppik umgestellt.
Die Doppik hat entscheidende Vorteile gegenüber der Kameralistik. Sie gibt einen vollständigen Überblick über Vermögen und Schulden und bildet beispielsweise auch ansteigende Pensionsverpflichtungen ab, die im kameralen System fehlen. Die Doppik ermöglicht auch die Einbeziehung ausgelagerter Bereiche, wie zum Beispiel Universitäten oder bei Kommunen etwa die Abfallentsorgung. Sie zeigt auch den Ressourcenverbrauch, das heißt Veränderungen im Vermögen wie Abschreibungen, und bietet eine verlässliche Basis für Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen.
Ein doppischer Produkthaushalt verbunden mit einer Kosten-Leistungsrechnung zeigt außerdem auch wie viel die einzelnen Leistungen, beispielsweise eine Schulstunde, kosten.
Vorteile der Doppik
- Möglichkeit, die ausgelagerten Bereiche zu betrachten
- (Pensions-)Rückstellungen sichtbar
- Ergänzende Betrachtung des Ressourcenverbrauchs
- Informations- und Budgetrecht des Parlaments sichergestellt
- Fiskalillusion wird vermieden
Wie sieht die Lage in Europa aus?
Die untenstehende Karte zeigt, dass nur noch in Deutschland und den Niederlanden das kamerale Rechnungswesen vorherrschend ist. Alle anderen Mitgliedsstaaten der EU buchen bereits doppisch, stellen ihr Rechnungswesen gerade um oder die Umstellung ist geplant.

Was bringt eine Harmonisierung?
Durch eine Harmonisierung des Rechnungslegungs-Systems in ganz Europa können Staaten auf einer verlässlichen, einheitlichen Datengrundlage miteinander verglichen werden. Hätten solche fundierten Daten vor der letzten Finanzkrise zur Verfügung gestanden, wären einige Entscheidungen vermutlich anders ausgefallen.
Warum sollte sich Deutschland an der Entwicklung beteiligen?
Deutschland sollte sich intensiver an der Entwicklung der EPSAS beteiligen, um mitgestalten zu können. Nur durch die aktive Prozessbegleitung hat Deutschland die Chance bewährte HGB-Grundsätze wie das Vorsichtsprinzip in die EPSAS einzubringen und damit langfristig beizubehalten.
Das Beispiel der Datenschutz-Grundverordnung zeigt aktuell, dass europäische Entscheidungen deutlichen Einfluss auf jeden einzelnen Bürger in Deutschland haben können.
Karsten Nowak - European Public Sector Accounting Standards (EPSAS): Die Bedeutung eines EPSAS Conceptual Framework für die Normentwicklung. In: Der Konzern, Heft 2 (2017), S. 96.
Bernadette Weyland/Karsten Nowak - EPSAS Update: EPSAS als Chance für eine Harmonisierung der Rechnungslegung in Deutschland und in Europa. In: Der Konzern, Heft 12 (2016), S. 558ff.